13. Dezember: Prof. Dr. R. Alexander Lorz MdL
Verantwortung und Miteinander in der Politik
„Wir gemeinsam“ – das klingt wie eine schlichte Formel. Doch in Wahrheit ist sie das Fundament, auf dem unser Gemeinwesen ruht. Demokratie ist kein Selbstläufer, kein Uhrwerk, das sich von alleine weiterdreht. Sie gleicht vielmehr einem belebten Haus: stabil nur dann, wenn viele Hände gemeinsam an seinen Mauern bauen, es pflegen, reparieren und weiterentwickeln.
Der Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde hat es so ausgedrückt: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Mit anderen Worten: Demokratie braucht mehr als Gesetze und Institutionen. Sie braucht Vertrauen als Fundament, Gesprächsbereitschaft als tragende Säule, Kompromissbereitschaft als Dach, das uns alle schützt. Nichts davon lässt sich verordnen – es entsteht nur, wenn wir uns als Teil einer gemeinsamen Verantwortung begreifen.
Gerade heute erleben wir, dass vieles ins Wanken gerät: Sicherheiten, Gewohnheiten, auch die Überzeugung, dass Demokratie selbstverständlich sei. Doch sie ist nicht „gottgegeben“. Sie ist ein Werkplatz, auf dem täglich neu gebaut wird. Und jeder, der sich entzieht, hinterlässt eine Lücke im Mauerwerk.
Deshalb gilt: Kein Miteinander – keine Demokratie!
„Wir gemeinsam“ ist kein schönes Schlagwort, sondern die Kraftquelle, die uns immer wieder befähigt, Brücken über Gräben zu schlagen, Streit in Stärke zu verwandeln und Krisen zu bestehen. Am Ende ist Demokratie genau das: unser aller Bauwerk. Und nur wenn wir es gemeinsam tragen und verbessern, bleibt es standfest – für uns und die kommenden Generationen.
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